Wo Zisterzienser bauen, weiß der Kenner, ist immer ein besonderes Fleckchen Erde.
Dies gilt natürlich auch für das Kleinod der Zisterze in Bronnbach.
Aufgrund der strengen Ordensregeln suchten die Gründer in der Abgeschiedenheit ihrer Zisterze Ruhe, Kontemplation und asketische Zurückgezogenheit.
Zeugnis dafür legen neben der Wahl des Ortes noch heute die Reste des streng-nüchterne Baustils der Romanik ab, teilweise noch erkennbar in den Kreuzgewölben und Fundamenten der Anlage.
Den besonderen Reiz für uns Heutige erhält die Anlage aber erst durch den “Niedergang” oder, je nach Sichtweise, die “Hochblüte” des Ordens im Barock des 17. und 18. Jahrhunderts, in dem Prunk- und Prachtsinn der Äbte denen der weltlichen Fürsten in nichts nachstanden.
Lassen Sie das Ensemble von Kirche und Kreuzgang, von Refektorium mit dem restaurierten “Josephssaal” und der Idylle der Außenanlagen auf sich wirken und genießen Sie die einzigartige Ruhe und Ausstrahlung dieses Ortes.
Das ehemalige Zisterzienserkloster Bronnbach liegt auf dem rechten Ufer der Tauber. Es wurde während der 2. zisterziensischen Gründungswelle um 1151 aus Stiftungen der Edelfreien Billung von Lindenfels, Sigebot von Zimmern, Erlebod von Krensheim und Beringer von Gamburg an der Stelle eines älteren castrum Brunnebach über der Tauber errichtet.
1157 erfolgte zugleich mit dem Umzug an den heutigen Platz im Tal der Baubeginn der Kirche. Obwohl der Gründungskonvent unter Abt Reinhard von Frauenberg aus dem Kloster Waldsassen kam, war Bronnbach Tochterkloster von Kloster Maulbronn. Ursache dafür waren Reibungen zwischen Mainz und Würzburg, in deren Grenzgebiet die Gründung lag.
Außerdem wurde das Kloster in den Streit zwischen kaiserlicher und päpstlicher Partei verwickelt. Nach der Niederlage Kaiser Friedrichs I. 1167 in Italien wurde Abt Reinhard durch den Maulbronner Mönch Wiegand ersetzt; 1180 ist der sich anschließende Übergang zum Bistum Würzburg erstmals bezeugt, nachdem anfangs der Mainzer Einfluss überwogen hatte. Zugleich mit dem wirtschaftlichen Niedergang Bronnbachs seit Mitte des 14. Jahrhunderts kam die Vogtei 1354 an die Grafen von Wertheim (ab 1367 Schirmvogtei in kaiserlichem Auftrag).
Unter Abt Berthold (um 1360-73) begann der Wiederaufstieg mit dem Übergang von der Grangien- zur Pachtwirtschaft. 1378 wurde die Pfarrei Reicholzheim mit Wertheim inkorporiert, 1383 Allersheim, 1408 Hochhausen; die Translation der Pfarrei Dörlesberg von Stift Triefenstein nach Bronnbach folgte erst 1543.
Unter den Stadthöfen des Klosters war jener zu Würzburg der älteste und wichtigste; weitere lagen in Frankfurt, Aschaffenburg, Miltenberg und Wertheim.
1525 wurde Bronnbach von den Bauern geplündert. 1552 führte Abt Clemens Leusser mit Unterstützung des Grafen Michael III. von Wertheim die Reformation ein.
Das Kloster wurde aufgehoben und ein Gymnasium eingerichtet. Der Tod des Grafen 1556 und die gegenreformatorischen Bestrebungen Würzburgs führten 1559 zur Restauration Bronnbachs seit 1631-34 unterbrach die Herrschaft der Schweden und der von ihnen belehnten Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg nur kurz den immer stärker wachsenden Einfluss Würzburgs, dem sich allerdings Mainz widersetzte. 1656 einigten sich beide Teile darauf, die Abtei mit ihrer Gemarkung und ihren Dörfern Reicholzheim und Dörlesberg hinfort als territorium nullius zu betrachten. Die damit einkehrende Ruhe hatte einen erneuten Aufstieg zur Folge, der sich in reger Bautätigkeit äußerte.
1802 fiel das säkularisierte Kloster an das katholische Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Nach dessen Mediatisierung kam der größere Teil der Gemarkung zur bürgerlichen und kirchlichen Gemeinde Reicholzheim und mit dieser 1975 zu Wertheim.
Die zwischen 1157 und 1222 erbaute Kirche gilt als einer der wertvollsten Ordensbauten in Süddeutschland. Das Innere wurde später im Barockstil ausgestaltet. Auch der Abtsbau stammt aus der Barockzeit, während zu den übrigen Kloster-Gebäuden zumeist mehrere Bauperioden beigesteuert haben.
Im eigentlichen Kloster-Bau wohnten 1922-31 mit den aus Sittich (Jugoslawien) vertriebenen deutschen Mönchen noch einmal Zisterzienser. Ihnen folgten bis 1958 Kapuziner der Rheinischen-Westfälischen Provinz. Die alte Prälatur dient dem Chef des Hauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg als Residenz.
Die Kirche besitzt den für die Zeit typischen Grundriss in Form eines Kreuzes, hier als dreischiffiges Langhaus mit relativ kurzem Querhaus und Chor mit halbrunder Apsis.
Architektonisch besonders interessant sind die in ihrer Art in Deutschland wohl einmaligen Kreuzgratgewölbe.
Die Kirche lebt vom Kontrast der spätromanisch-gotischen Architektur mit dem barocken Interieur der Altäre und dem spätbarocken Chorgestühl, einem Meisterwerk des Bronnbacher Klosterbruders Daniel Aschauer von 1778.
Der Kreuzgang, Zentrum der Klosteranlage, zeigt vielfältige Formen spätromanischer und gotischer Schmuckformen der Bögen, Säulen, Gewölberippen und Maßwerke.
Interessant: Die Fensterwände des romanischen Teils waren bereits für eine Verglasung vorgesehen!
Ein technisches Meisterwerk bildet der in der angrenzenden Brunnenstube im Jahr 2000 von einem Oberlaudaer Ingenieur installierte Brunnen. Die 900 kg schwere Edelstahlkonstruktion musste mit einem eigens konstruierten Kran mit nur 2 cm Rangiertoleranz durch die Türöffnung geführt und abgesetzt werden.
Das in den Doppelschalen verdeckt zu- und abgeleitete Wasser darf mit max. 1/10 mm Toleranz über den Brunnenrand laufen.
Die am Brunnen eingesetzten gotischen Maßwerkplatten sind “Fundstücke” aus dem Klosterbereich.
Über dem Refektorium liegt eines der Glanzstücke der Klosteranlage, der ehemalige Festsaal, nach seinem Erbauer Abt Joseph Hartmann “Josephssaal” genannt. Dieser ließ sich seinen Namen, ganz in barocker Manier, in mythisch-biblischen Bildern aus der Josephslegende verewigen.
Augenzwinkerndes Detail am Rande: Der Landrat des Main-Tauber-Kreises in Stifterpose vor einer Gesamtansicht der Klosteranlage.
Tipp: Achten Sie besonders auf die überaus eleganten Stukkaturen des Mergentheimer Baumeisters Franz Joseph Roth (um 1720).
In einem kleinen Seitental zur Tauber hin gelegen bildet die Zisterze mit ihren Außenanlagen und Wirtschaftsgebäuden trotz Tourismus immer noch einen Ort der Ruhe und, scheint, dank vorsichtiger Renovierung, noch immer einem verwunschenen Dornröschenschlaf verfallen.
Tipp: Besuchen Sie Bronnbach in den idyllisch-ruhigen Spätherbsttagen.
Das ehemalige Gewächshaus mit dem bemalten Sonnenfang, der Blick auf die Wirtschaftsgebäude und die Tauberbrücke im Nebel sind ein besonderes Erlebnis!